Die Häuser von drüben – Editions Phi
Sie sind Gestrandete im schnellen Atem der Zu uchtsmetropolen. Was
von ihren Häusern übrig blieb, zerfällt in der Erinnerung.
Sie sind Sturmbeobachter, in die Ferne gereist,
um Scampia zu sehen, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen
oder einen Zeitungsknüller zu landen.
Sie trauern um das Übriggebliebene. Möchten erinnert werden,
wie Ägypten an Alaa al-Aswany, wie Janina Rachmaninov
an ihren Traum vom Frühling.
Sie brechen auf, um zu stehlen, sich gegenseitig zu bekriegen,
oder einfach nur Schuhe zu kaufen für Tim.
Biographie
Die Autorin wurde am 11. Februar 1978 in Luxemburg geboren. Sie studierte Literatur in York und Bologna. Hauptsächlich bekannt durch ihre Lyrikbänder, Tu veux danser, Editions Phi, 2014, Hier – ein Fehlen, Editions Phi, 2020 und den Beitrag Journeys in High Five, Black Fountain Press, 2019, beschäftigt sich die Autorin mit Themen wie Entfremdung und Ausgrenzung in einem, zwar vernetzten, jedoch von sozialen Ungerechtigkeiten geprägten Zeitalter. Die Häuser von Drüben ist ihr erster Prosaband.
Fabienne Faust unterrichtet Englisch an einem hauptstädtischen Gymnasium.
Fabienne Faust besuchte von 1982 bis 1990 die Grundschule in Bridel und von 1990 bis 1997 das Athenäum in Luxemburg. Daraufhin studierte sie von 1997 bis 1998 englische und italienische Literatur an der Universität Luxemburg. Von 1998 bis 2001 setzte sie ihre Studien an der University of York fort und absolvierte 2000 einen Austausch an der Universität in Bologna. 2001 begann sie als Gymnasiallehrerin für Englisch am Lycée technique des arts et métiers. Von 2008 bis 2012 besuchte sie den von Jean Portante betreuten Kurs « Écrire pour être publié » am Institut national des langues.
Fabienne Faust ist Autorin von Gedichten und Prosatexten auf Französisch, Deutsch und Englisch. 2014 veröffentlichte sie zwei Bücher auf Französisch, Tu veux danser und Terre de. Das erste Buch, ein Lyrikband, ist geprägt durch ein verdichtetes und elliptisches Schreiben, das mittels Metaphern, Bruchstücken und Fragestellungen minimalistische und abstrakte Bilder erarbeitet. Dieses Schreiben gemahnt an eine pikturale Bildgestaltung, unter anderem durch die sprachliche Evozierung von gesättigten Farben und durch den wiederholten Einsatz von Großbuchstaben. In gleicher Weise offenbart der Prosaband Terre de, unterteilt in 19 kurze Prosatexte, ein fragmentarisches Schreiben, das insbesondere Kindheitserinnerungen streift und gleichzeitig zwischen Introspektion und Dialogen mehr oder weniger deutlich definierter Gesprächspartner wechselt. 2020 erschien der deutsche Gedichtband Hier – ein Fehlen. Wie der Titel andeutet, zeichnet die poetische Stimme darin eine zeitgenössische Welt, die durch Mangel und Verlust sowohl materieller als auch affektiver Art geprägt ist. In Szenen, Landschaften oder Impressionen, die von störenden Elementen durchzogen sind, verweist Fabienne Faust auf Übergriffe auf Natur und Menschlichkeit (Zerstörung und Aneignung der Umwelt, Misshandlung von Tieren, Verarmung menschlicher Beziehungen, Sprachmissbrauch, festgefügte Rollen – insbesondere für die Frau), denen sie die leise Hoffnung einer Schärfung von Sensibilität und Bewusstsein entgegenhält.
Fabienne Faust lieferte auch Beiträge für die Lyrikzeitschrift Point Shirley (University of York) und veröffentlichte Gedichtzyklen in englischer („Journeys“, im Sammelband High Five! (Luxemburg, 2019) sowie in deutscher Sprache („Diese Zeit aus Mehr“) in der Reihe Fundstücke / Trouvailles (Mersch, 2020).